Bremen, 13. September 2024. Apothekerkammer und -verband Bremen sprechen sich gegenüber Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, entschieden gegen Pläne aus, Apotheken ohne die zwingende Anwesenheit von Apothekern zu betreiben. Diese Entwicklung gefährdet die Patientensicherheit, das Leistungsspektrum für Patienten und die Qualität der pharmazeutischen Betreuung. Hintergrund sind die aktuellen Entwürfe des Bundesgesundheitsministeriums zum Apothekenreformgesetz, die unter anderem die Leitung von Apotheken durch Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) vorsehen.
Im Gespräch hebt Kammerpräsident Klaus Scholz hervor: „Apotheker durchlaufen ein fünfjähriges Hochschulstudium, das sie umfassend auf ihre Aufgaben vorbereitet. Im Unterschied dazu absolvieren PTA eine zweieinhalbjährige Fachschulausbildung, die sich vorwiegend auf die Rezepturherstellung und Laborarbeit konzentriert. Als Apotheker übernehmen wir die Verantwortung und haften für die korrekte Abgabe von Arzneimitteln, einschließlich der Kontrolle ärztlicher Verordnungen.“ Es sei fraglich, ob PTA immer erkennen können, wann die Hinzuziehung eines Apothekers notwendig ist.
Telepharmazie nur unzureichende Lösung
Auch die Möglichkeit, im Akutfall per Video einen Apotheker aus dem Filialverbund zuzuschalten, überzeugt nicht. Anders als bei einer ärztlichen Videokonsultation fehlen hier die Möglichkeit zur Vorbereitung und der Zugriff auf Patientendaten. Eine solche Regelung wird der Komplexität und den Anforderungen an die pharmazeutische Betreuung nicht gerecht. Holger Piekuth, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbands Bremen hob hervor: "Diese Idee führt dazu, dass ohnehin schon komplexe Prozesse, die durch Lieferengpässe, wechselnde Kassenverträge, drohende Retaxationen durch Krankenkassen sowie die Genehmigungspflicht für bestimmte Arzneimittel und Hilfsmittel gekennzeichnet sind, weiter verkompliziert werden. Die Folge sind längere Wartezeiten für Kunden und zusätzliche Herausforderungen für das Apothekenpersonal, insbesondere wenn die Apothekendichte weiter abnimmt und weniger Apotheken immer mehr Patienten versorgen müssen. Besonders kritisch ist dies in Städten wie Bremen und Berlin, die deutschlandweit die niedrigste Apothekendichte aufweisen. Im Land Bremen gibt es derzeit nur 18 Apotheken auf 100.000 Einwohner, bundesweit liegt die Apothekendichte bei 21 Apotheken pro 100.000 Einwohner.“
Zweigapotheken als Einfallstor für Fremdbesitz und Abgabestellen ohne Apotheker
Der Referentenentwurf sieht ferner vor, dass Apotheker bis zu zwei Zweigapotheken für zehn Jahre eröffnen dürfen, die auf Antrag verlängert werden können. Diese Zweigapotheken könnten, ebenso wie Filialapotheken, auch von PTA geleitet werden. Scholz weiter: „Diese Konstruktion öffnet aus unserer Sicht ein Einfallstor für den Fremdbesitz und führt dazu, dass Arzneimittelabgabestellen entstehen, an denen kein Apotheker mehr anwesend sein muss.“ Dr. Kirsten Kappert-Gonther betonte in diesem Zusammenhang: „Die soziale Funktion und die wohnortnahe Versorgung durch Apotheken sind wichtig“.
Wichtige Rolle der Apotheken in der Gesellschaft
Apotheken bieten familienfreundliche Arbeitsplätze, oft in Wohnortnähe. 90 % der Beschäftigten sind Frauen, überwiegend in Teilzeit. Diese hohe soziale Bedeutung der Apotheken muss bewahrt werden. „Die flächendeckende Versorgung durch Apotheken ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Gesundheitssystems“, betont Klaus Scholz.
Attraktivität des Apothekerberufs in Gefahr
Der Personalmangel und die fehlende Attraktivität des Arbeitsplatzes in der Apotheke führen schon jetzt dazu, dass in vielen Regionen keine neuen Apotheken eröffnet werden. Ein aktuelles Beispiel ist die bislang gescheiterte Wiedereröffnung einer Apotheke im Weserpark. „Der Apothekerberuf darf nicht durch das Apothekenreformgesetz abgewertet werden“, erklärt Scholz weiter.
Notfallreformgesetz – Gefahr für das bestehende Notdienstnetz
Auch das geplante Gesetz zur Reform der Notfallversorgung stößt auf deutliche Ablehnung. Die Regelung, dass die Arzneimittelversorgung in Notdienstpraxen durch ein ärztliches Dispensierrecht erfolgen soll, wenn sich keine versorgende Apotheke findet, die jeden Tag und am Wochenende die Versorgung in unmittelbarer Nähe zur Notfallpraxis übernimmt, wird von der Apothekerschaft als unnötig erachtet. „Wir haben bereits ein flächendeckendes Notdienstnetz durch die öffentlichen Apotheken, das keine weiteren Eingriffe benötigt“, so Piekuth.
Frau Dr. Kirsten Kappert-Gonther hob abschließend die Bedeutung der Medikationsanalyse im Rahmen der Polymedikation hervor und betonte, wie wichtig es ist, dass Apotheken fußläufig erreichbar bleiben: „Jeder Person sollte Zugang zu einer wohnortnahen Apotheke haben.“
Apothekerkammer Bremen und Bremer Apothekerverband fordern nochmals deutlich eine Überarbeitung der geplanten Gesetzesänderungen, um die hohe Qualität der Arzneimittelversorgung und die Patientensicherheit auch in Zukunft zu gewährleisten.
München, 10. Oktober 2024 – Damit die gesundheitliche Prävention den Menschen zugutekommen kann, sollten Apothekerinnen und Apotheker eng mit Ärztinnen und Ärzten kooperieren. Über die interprofessionelle Zusammenarbeit in der Prävention wurde am heutigen Donnerstag beim Deutschen Apothekertag im Rahmen eines einstündigen Themenforums diskutiert.
München, 10. Oktober 2024 – Zu Beginn des Deutschen Apothekertages in München haben die mehr als 300 Delegierten die Resolution „Mehr Apotheke wagen“ mit überwältigender Mehrheit beschlossen. Auslöser für dieses Statement war ein Grußwort von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach während der Eröffnungsveranstaltung, der nach eigener Aussage an dem seit Monaten geplanten, aber von vielen Seiten kritisierten Apothekenreformgesetz mit „Apotheken ohne Apotheker“ festhalten will.
München, 9. Oktober 2024 – Mit einer kämpferischen Rede hat Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, am heutigen Mittwoch den Deutschen Apothekertag in München eröffnet. Overwiening sprach sich deutlich gegen die aktuellen Pläne des Bundesgesundheitsministeriums aus, nach denen es in vielen Apotheken keine Apothekerinnen und Apotheker mehr geben soll.