Berlin/Schladming, 22. Januar 2020 – Antibiotika-Resistenzen nehmen zu. „Es ist höchste Zeit, in Krankenhäusern, aber auch vor allem im ambulanten Bereich den rationalen Umgang mit diesen lebenswichtigen Medikamenten zu verbessern. Ein ganz wichtiges Element, um dieses Ziel zu erreichen, ist das Antibiotic Stewardship, kurz ABS. Das müssen wir dringend weiter ausbauen“, sagte Edith Bennack, Apothekerin im St.-Elisabeth-Krankenhauses in Köln beim pharmacon, einem internationalen Kongress der Bundesapothekerkammer. Bennack: „Ein ABS-Team kann die für den jeweiligen Patienten am besten passenden Antibiotika auswählen und auch ihre Anwendungsdauer anpassen. Dadurch sinkt die Gefahr für Resistenzen.“
Für die Entstehung von Resistenzen sind Art und Umfang der Antibiotikagabe verantwortlich. In Krankenhäusern wurden verschiedene Probleme beobachtet. Bennack: „Ein Beispiel: Vor einer Operation ist es üblich, ausgewählte Antibiotika zu geben. Nach Expertenschätzungen entfallen auf diese perioperative Gabe rund 10 Prozent aller Antibiotika-Gaben im Krankenhaus. Die Einmalgabe würde meist ausreichen. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass diese Arzneimittel aus falsch verstandener Vorsicht länger als einen Tag gegeben werden. Das fördert die Entwicklung von Resistenzen und zudem die Infektion des operierten Patienten mit dem ‚Problemkeim‘ Clostridoides“.
Die Umsetzung von ABS gelingt nur im Team, an dem unter anderem Krankenhausapotheker, Infektiologen und Krankenhaushygieniker beteiligt sein sollen. Für die Umsetzung von ABS in Krankenhäusern fordert eine S3-Leitlinie eine Vollzeitstelle pro 500 Betten. Diese Empfehlung ist bei weitem noch nicht in allen Krankenhäusern umgesetzt.
85 Prozent aller Antibiotika werden ambulant verordnet. Dennoch wurde das ABS in diesem Versorgungsbereich bislang noch nicht etabliert. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf, da bisher Überwachungsmechanismen zwingend nur für den Krankenhausbereich vorgeschrieben sind“, sagte Bennack.
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