In der Corona-Pandemie hat unser Gesundheitssystem gezeigt, welche Stärken es hat und an welchen Schwächen wir arbeiten müssen. Eine umfassende Versorgung der Bürgerinnen und Bürger und den Erhalt unseres sehr guten Gesundheitssystems erreichen wir deshalb mit der bewährten Selbstverwaltung, der freien Arzt- und Therapiewahl sowie mit dem Zusammenspiel von gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen. Eine Einheitsversicherung und Schritte dahin lehnt sowohl die CDU als auch ich persönlich ab. In einem zukunftsfähigen Gesundheitswesen setze ich mich für eine noch stärker vernetzte Zusammenarbeit der einzelnen Akteure ein und will das Potenzial der Digitalisierung nutzen. Zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung stehe ich weiter für einkommensabhängige paritätische Beiträge, eine Eigenbeteiligung und einen Steueranteil für versicherungsfremde Leistungen (wie beispielsweise in der Pandemiebekämpfung), der dynamisiert und an die tatsächlichen Kosten der versicherungsfremden Leistungen und deren Entwicklung gekoppelt wird. Aber natürlich müssen auch bestimmte Punkte verbessert werden. Unter anderem setzen die CDU und ich mich ein für:
Unser Gesundheitswesen braucht eine stabile finanzielle Grundlage, damit auch in Zukunft alle Menschen gut und verlässlich versorgt werden können. Mit der Bürgerversicherung wollen wir dieses Ziel erreichen und für mehr Solidarität, Gerechtigkeit und Wahlfreiheit sorgen. Durch Gesundheitsregionen und den Abbau von Hürden zwischen den Sektoren wollen wir zudem erreichen, dass Krankenhäuser, Kommunen, niedergelassene Praxen und lokale Gesundheitszentren an einem Strang ziehen für mehr Gesundheit und eine bessere Versorgung vor Ort. Der Fokus unseres Gesundheitswesens muss insgesamt stärker in Richtung Prävention, Gesundheitsförderung und einer besseren Rehabilitation gelenkt werden. Die Verhinderung von akuten und v.a. chronischen Erkrankungen, die Verringerung gesundheitlicher Ungleichheit, die Verhinderung von Pflegebedürftigkeit sowie die Bereitstellung von bedarfsgerechter, settingübergreifender Rehabilitation ist aus unserer Sicht eine der wichtigsten Aufgabenstellungen für die Gesundheitspolitik. Auf den zunehmenden Anteil älterer, chronisch kranker und multimorbider Patient:innen ist unser Gesundheitswesen nicht eingestellt. Nötig ist eine gute Zusammenarbeit unterschiedlicher Gesundheitsberufe auf Augenhöhe. Dafür werden wir das Gesundheitsberuferecht reformieren.
Nach der aktuellen Bedarfsplanung hat Bremen-Stadt in vielen Bereichen eine Überversorgung, die sich aber aus Sicht der Patient*innen vielfach nicht mit den Wartezeiten für fachärztliche und psychotherapeutische Behandlungen deckt. Deshalb muss die Bedarfsermittlung auf Grundlage der Selbstverwaltung mit bestimmten Mindeststandards bundespolitisch überarbeitet und finanziell abgesichert werden. Wohnortnahe Gesundheitsversorgung in den Stadtteilen hat für DIE LINKE dabei Priorität. Besonders in den prekarisierten Stadtteilen muss eine gute gesundheitliche Versorgung gewährleistet sein, um Ungleichheiten aufgrund von Armut abzubauen. Ein Aspekt, der die Sicherstellung von haus- und fachärztlicher Versorgung gefährden kann, ist der Mangel an medizinischen Fachangestellten. Hier gilt es, die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung entscheidend zu verbessern.
Die niedergelassenen Haus- und Fachärzte bilden das Rückgrat unserer ärztlichen Versorgung. Gerade die Hausärztinnen und Hausärzte haben beim Impfen gegen Corona gezeigt, wie wichtig sie für die ärztliche Versorgung in Deutschland sind. Damit das so bleibt, wollen wir die medizinische Ausbildung an den Lehrkrankenhäuser erhalten und stärken. Damit bleibt die Basis für künftige niedergelassene Ärzte erhalten. Außerdem wollen wir an der Ambulantisierung von vorher stationären Leistungen festhalten. Auf staatlicher Seite ist es für die Versorgung der Bevölkerung sehr wichtig, die offenen Stellen in den Gesundheitsämtern zu besetzen und damit den öffentlichen Gesundheitsdienst zu stärken.
Die Leistung der Apothekerinnen und Apotheker als Unternehmer und ihrer Beschäftigten kann insbesondere in den letzten Monaten der Corona-Pandemie nicht hoch genug eingeschätzt werden. In jeder Situation waren sie wichtige Ansprechpartner und konnten ihren Patienten die drängendsten Fragen beantworten. Hier hat sich unsere Struktur der lokalen Apotheken bewährt. Für den weiteren Weg durch die Pandemie und die Zeit danach wird es wichtig sind, die Apotheken durch die Reduktion von Bürokratie zu unterstützen und durch digitale Versorgungsketten eine besseren Durchblick und weniger Verwaltungsarbeiten zu erreichen. Immer
verbunden mit dem Ziel, dass mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten geschaffen wird.
Die Stärke der Apotheker:innen liegt in ihrer heilberuflichen Kompetenz. Wir Grüne wollen ihnen daher künftig weitere heilberufliche Aufgaben übertragen. Diese sehen wir insbesondere beim Arzneimittelmanagement, der verstärkten pharmazeutischen Beratung, der Arzneimitteltherapiesicherheit sowie in bestimmten Fällen auch bei Impfungen. Um die pharmazeutischen Berufe attraktiver zu gestalten, fordern wir zudem eine moderne und zukunftsgerichtete Ausbildung nebst bundesweitem Verzicht auf Schulgeld (insbesondere bei den PTAs). Darüber hinaus befürworten wir eine angemessene Vergütung. Aus Befragungen wissen wir, dass familiengerechte Arbeitsbedingungen, Teamarbeit, faire Bezahlung und auch die Möglichkeit zur Anstellung bei jungen Apothekerinnen und Apothekern hoch im Kurs stehen. An diesen Punkten wollen wir daher ansetzen, um die Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke attraktiver zu machen. Auch die geringe Dichte an Apotheken in ländlichen Regionen wird zunehmend zum Problem, weil damit verbundene Mehrbelastung durch häufigere Notfall- und Wochenendbereitschaften die Attraktivität des Berufes schmälern. Wir setzen uns dafür ein die Vor-Ort-Apotheken überall zukunftsfest und als Arbeitsorte attraktiv zu machen.
Die Apotheken haben in der Pandemie eine wichtige Rolle übernommen und sich vielfach Sorgen und Nöte der Menschen angenommen. Auch bei der Maskenverteilung, den Schnelltests und später bei der Impfkampagne waren sie zentral. Eine persönliche und wohnortnahe Patientenbetreuung ist auch angesichts der alternden Bevölkerung unbedingt notwendig. Deshalb wollen wir Apotheken in den Quartieren stärken, die Berufsfelder attraktiver machen und gegen den harten Konkurrenzdruck durch große Pharma-Anbieter im Internet vorgehen.
Die Apotheken sind für die medizinische Versorgung der Bevölkerung von großer Bedeutung. Als FDP setzen wir uns für die Abschaffung unnötiger Bürokratie im Gesundheitswesen ein. Apotheken müssen das tun können, was sie am besten können: Die Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu versorgen und zu beraten. Damit Apotheken auch in Bremen eine gute Zukunft haben und das breite wohnortnahe Angebot erhalten bleibt, brauchen wir auch attraktive Einkaufslagen. Hier machen wir uns stark für attraktive Nebenzentren und wohnortnahe Versorgung. In so einem Umfeld können auch Apotheken sich stark und attraktiv aufstellen.
Ich wünsche mir vor allem, dass sich unsere Apothekerinnen und Apotheker auf das konzentrieren können, was sie am Besten können: Die individuelle Beratung und Begleitung ihrer Patientinnen und Patienten in engem Austausch mit anderen Gesundheitsberufen. Für diese Aufgabe müssen wir als Politik Freiräume schaffen. Zentral wird auch eine regionale Versorgungsplanung aus niedergelassenen Ärzten, stationären Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Apotheken sein. Diese sektorenübergreifende Versorgung wird in Zukunft immer wichtiger, weil die Menschen älter werden und auch länger in eigenem Wohnraum bleiben. Deshalb müssen wir in Bremen und Bremerhaven lokale Strukturen mit diesen Beteiligten aufbauen, um „in der Stadt der kurzen Wege“ schneller zu sein, als
andere.
Demographischer Wandel und medizinischer Fortschritt stellen eine Herausforderung auch für die Apotheker:innen dar. Durch immer komplexer werdende Arzneimitteltherapien steigen die Anforderungen des Apothekers als Heilberuf. Damit wachsen die Anforderungen an die pharmazeutischen und kommunikativen Kompetenzen der Apotheker:innen. Zudem steigt die Bedeutung einer engeren Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen. Apotheker:innen müssen zum wichtigen Bestandteil einer aufeinander abgestimmten und Sektor übergreifenden regionalen Versorgung werden. Wir halten es daher für wichtig, die Zusammenarbeit bereits im pharmazeutischen Studium stärker zu betonen. Notwendig ist außerdem, die pharmazeutische Betreuung und Therapiebewertung ausführlicher zu behandeln, Kenntnisse in psychologischen Grundlagen sowie in Ethik zu vermitteln. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Bedeutung biotechnologisch hergestellter Arzneimittel und der zunehmenden Resistenzentwicklung bei Antibiotika, unterstützen wir eine stärkere Behandlung auch dieser Themengebiete.
Für DIE LINKE steht die Stärkung des heilberuflichen Charakters schon immer im Mittelpunkt der Apothekenpolitik. Dafür wollen wir die weitere Kommerzialisierung des Apothekenmarktes verhindern und wenden uns strikt gegen Apothekenketten, erst recht in der Hand von Kapitelgesellschaften. Wir wollen den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln wieder beenden, ein entsprechender Antrag der Bundestagsfraktion DIE LINKE findet sich hier: https://dserver.bundestag.de/btd/19/094/1909462.pdf.
Digitalisierung ist ein großes Thema, das uns in Deutschland und Bremen noch vor einige Herausforderungen stellt. Dies betrifft auch die Apotheken in Puncto Telemedizin. Um eine gute und flächendeckende Umsetzung zu ermöglichen, brauchen wir weiterhin eine gute Kommunikation mit den Apotheken, genauso wie eine fundierte Unterstützung aus der Politik. Wir unterstützen einen engmaschigen Dialog: In Entscheidungen und Umsetzungsprozesse, die die Apotheken betreffen, müssen diese selbstredend einbezogen werden. Die Apothekenkammer Bremen verstehen wir hier als wichtiges Bindeglied zwischen einzelnen Apotheken und der Politik.
Apothekerinnen und Apotheker leisten einen enorm wichtigen Beitrag für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Ihr größter Vorteil ist, dass Sie den Bürgerinnen und Bürger durch die persönliche Ansprache und Beratung einen hohen Mehrwert bringen. So werden Apotheken in Bremen wahrgenommen und diesen Wettbewerbsvorteil der menschlichen Nähe gilt es auszubauen, um ein starkes Gegengewicht zum anonymen Onlinehandel zu bieten.