Die Beratung, Betreuung und Arzneimittelversorgung von Tumorpatienten durch Apotheker hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. In vielen Apotheken werden Krebspatienten ambulant betreut. Für die sachgerechte Handhabung und Herstellung patientenindividueller Zytostatikazubereitungen bedarf es spezieller Kenntnisse. Diese werden im Rahmen der Weiterbildung "Onkologische Pharmazie" vermittelt. Die "Onkologische Pharmazie" umfasst darüber hinaus die klinisch-pharmazeutische Beratung des onkologisch tätigen Arztes und der Angehörigen anderer Heilberufe sowie die Bewertung von Informationen auf dem Gebiet der Onkologie.
Die Zusatzbezeichnung "Onkologische Pharmazie" dürfen Apothekerinnen und Apotheker führen, wenn sie die im Curriculum vorgeschriebenen Seminare mit einem Mindestumfang von 100 Stunden besuchen, spezielle Praxiserfahrungen nachweisen und die mündliche Abschlussprüfung bestehen.
Die Empfehlungen der Bundesapothekerkammer zur Durchführung dieser Weiterbildung inklusive der Seminare wurden überarbeit und gelten ab 2018.
Seminar 1 wird als Zertifikatfortbildung "Kompetente Betreuung von Tumorpatienten" im Rahmen der Fortbildung durchgeführt. 2018 planen die Apothekerkammern Westfalen-Lippe und Bayern diese Zertifikatfortbildung anzubieten.
Der Seminarzyklus mit 100 Stunden umfasst die Themen Klinisch-onkologische Praxis, Betreuung von Tumorpatienten, Herstellung von Tumortherapeutika, Information sowie Management klinisch-onkologischer Prüfungen. Zu den berufspraktischen Anforderungen gehören die Beurteilung und Kontrolle von mindestens 300 Zytostatikazubereitungen, die Herstellung von 100 Zytostatika-Zubereitungen, die Erstellung und Präsentation von mindestens drei Patientenprofilen nach SOAP, die Bearbeitung und Dokumentation von mindestens fünf Anfragen zur zytostatischen Therapie, die Erstellung eines Patienteninformationsblattes sowie die Planung und Durchführung von mindestens einer Schulungs- oder Fortbildungsveranstaltung für das pharmazeutische oder medizinische Personal. Wer in der eigenen Apotheke noch keine Zytostatika herstellt, kann die praktische Erfahrung im Rahmen eines Praktikums erwerben.
Zur Durchführung der Seminare haben sich die Apothekerkammern auf einen "Verteilungsmodus" geeinigt: Da nicht jede Kammer alle Seminare anbieten kann, wurde die Durchführung bundesweit aufgeteilt. Die Kammer, die für ein bestimmtes Seminar verantwortlich zeichnet, führt dieses somit für alle Teilnehmer des gesamten Bundesgebietes durch. Anmelden können sich interessierte Apothekerinnen und Apotheker bei der Apothekerkammer, deren Mitglied sie sind; diese wird die Anmeldung an die veranstaltenden Kammern des Verteilungsmodus weiterleiten.