Bei der Kapselherstellung gilt es grundsätzlich zu beachten, in welcher Form der Wirkstoff verordnet wurde und welches Derivat als Ausgangsstoff vorliegt. Handelt es sich beispielsweise um eine Salz- oder Esterverbindung oder liegt der freie Wirkstoff vor?
Insbesondere bei der Verwendung von Fertigarzneimitteln ist genau darauf zu achten, welche Menge welcher Verbindung in der jeweiligen Tablette vorhanden ist. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf die Packung und in die Gebrauchsinformation. So enthält Norvasc® Amlodipinbesilat, das 5 mg Amlopidin entspricht, während Rytmonorm® Propafenonhydrochlorid in einer Dosierung von 150 mg enthält und damit entsprechend weniger freies Propafenon.
Sofern sich der verordnete Wirkstoff und der vorliegende Wirkstoff im Ausgangsstoff oder Fertigarzneimittel unterscheiden, muss über Dreisatz mit Hilfe der jeweiligen Molekulargewichte die richtige Einwaagemenge berechnet werden.
Zur Herstellung sollen 20 Tabletten eines Fertigarzneimittels eingesetzt werden, das 40 mg Propranololhydrochlorid pro Tablette enthält:
mPropranolol/(259,34 g/mol) entspricht mPropranololhydrochlorid / 295,80 g/mol m = Masse
mPropranolol
= (40 mg / 295,80 g/mol) * (259,34 g/mol)
= 40 mg *0,8767
= 35,07 mg
In den vorliegenden Tabletten entsprechen nun 40 mg Propranololhydrochlorid einer Dosierung von 35,07 mg Propranolol pro Tablette. Zur Berechnung der erforderlichen Einwaage siehe Abschnitt 2 „Verwendung von Fertigarzneimitteln“ (https://www.zentrallabor.com/pdf/2-Kapselherstellung-FAM.pdf).
Wirkstoffverbindung | Salzverbindungen | ||
---|---|---|---|
Amplodipin 408,9 g/mol | Amlodipinbesilat 567,1 g/mol | Amlodipinmaleat 525,0 g/mol | |
Metoprolol 267,4 g/mol |
Metoprololsuccinat 652,8 g/mol |
Metoprololtartrat 684,8 g/mol |
Metoprololhemifumarat 650,8 g/mol
|
Propafenon 341,4 g/mol
|
Propafenonhydrochlorid 377,9 g/mol
|
||
Propranolol 259,3 g/mol
|
Propranololhydrochlorid 295,8 g/mol
|
||
Sildenafil 474,6 g/mol
|
Sildenafilcitrat 666,7 g/mol
|
||
Warfarin 308,3 g/mol
|
Warfarin Natrium 330,3 g/mol
|
Zur Herstellung sollen 20 Tabletten eines Fertigarzneimittels eingesetzt werden, das 50 mg Metoprolol-tartrat pro Tablette enthält.
Metoprololtatrat enthält zwei Moleküle Metoprolol, da Weinsäure und Metoprolol im Verhältnis 1:2 gebunden sind. Daher muss bei der Berechnung die doppelte Zahl an Metoprolol-Molekülen berücksichtigt werden.
mMetoprolol / (267,36 g/mol * 2) entspricht mMetoprololtartrat / 684,8 g/mol m = Masse
mMetoprolol
= (50 mg / 684,8 g/mol) * (267,36 g/mol * 2)
= 50 mg *0,78
= 39,04 mg
In den vorliegenden Tabletten entsprechen nun 50 mg Metoprololtartrat einer Dosierung von 39,04 mg Metoprolol pro Tablette, da in einem Molekül Metoprololtatrat zwei Moleküle Metoprolol enthalten sind.
Zur Recherche und Überprüfung kann die ABDA-Datenbank herangezogen werden. Die in Fertigarzneimitteln enthaltenen Mengen können dort in der Regel leicht nachvollzogen werden. Bestehen Unklarheiten, welche Dosierung welcher Wirkstoffform vom verordnenden Arzt gemeint ist, sollte Rücksprache gehalten werden, denn durch Übertragungsfehler und Unachtsamkeiten können leicht Verordnungsfehler entstehen.
Zur richtigen Dosierung der Kapseln sollte je nach Ausgangsstoff der Einwaagekorrekturfaktor nicht vergessen und Wirkstoffzuschläge berücksichtigt werden!
Quellen: